Strafverfahern

In unseren Datenbanken, die dem Bereich der Strafrechtspflege zugerechnet werden können, kann in erster Linie nach Personen gesucht werden, gegen die im Laufe des 20. Jahrhunderts in Budapest ein Strafverfahren eingeleitet wurde. Unter den wichtigeren thematischen Richtungen der Datenerfassung sind die Vergeltung nach den Revolutionen von 1918/1919, die Verantwortlichmachung nach dem Zweiten Weltkrieg (Attestierungsverfahren, Volksgerichtsbarkeit) sowie die Prozesse nach der Unterdrückung der Revolution von 1956 zu erwähnen. Diese Angaben werden durch die zumeist digitalisierten Stammbücher ergänzt, in denen die Inhaftierten, die zwischen 1873 und 1950 in die hauptstädtischen Strafvollzugsanstalten eingewiesen wurden, verzeichnet wurden. Diese Stammbücher können – im Falle von vernichtetem Aktenmaterial aus der Zeit des Dualismus – auch entsprechendes Material ersetzen.

Die Datenbank der Strafsachen arbeitet das Aktenmaterial der verschiedenen strafgerichtlichen Verfahren, die in der staatsanwaltschaftlichen oder gerichtlichen Phase durchgeführt wurden, auf. Im Wesentlichen handelt es sich um das Aktenmaterial hauptstädtischer Organe, gemäß den damaligen Zuständigkeitsregelungen sind dort aber auch Angelegenheiten mit „Provinzbezug“ zu finden. Die erfasste Zeit bildet das 20. Jahrhundert, die Datenerfassung konzentriert sich aber hauptsächlich auf den Zeitraum der sogenannten Asternrevolution und der Räterepublik, auf die Prozesse gegen die Arbeiterbewegung in der Ära Horthy, auf die Volksgerichtsbarkeit nach 1945, auf die Vergeltung nach der Niederschlagung der Revolution von 1956 sowie auf die politischen Prozesse der Ära des Sozialismus.

In der Datenbank wurden die persönlichen Daten der in den einzelnen Rechtsfällen auftretenden Angeklagten, Belasteten oder Verdächtigten sowie die Verbrechen, die ihnen zur Last gelegt wurden („Rechtstitel“), festgehalten. Ein kleinerer Teil des ersteren Bereichs unterliegt Forschungsbeschränkungen, weswegen bei einer Publikation für die Anonymisierung der Personendaten, die unter die Schutzbestimmungen fallen, gesorgt werden muss. Es ist eine Besonderheit, dass in mehreren Fällen (beispielsweise bei Volksgerichtsangelegenheiten) in den Eintragungen der Hauptlisten in Erscheinung tretende Personen auch dann registriert wurden, wenn über die Strafprozesse selbst keinerlei Akten mehr erhalten sind. Die Zahl der thematischen Datengruppen nähert sich 250.000, wobei fast eine halbe Million Personen betroffen sind.

Neben dem System der Archivregistratur können die Angaben im Portal der Öffentlichen Sammlungen (Közgyűjteményi Portál) recherchiert werden.

Über den Inhalt der Datenbank, der nach Aktengruppen aufgegliedert ist, können Sie sich in dieser Tabelle informieren:

 

Archivstammzahl

Fonds-/Bestandsbezeichnung

Zeitlicher Umfang des in der Datenbank zu findenden Materialteils

Zeitlicher Umfang des digital recherchierbaren Materialteils

VII.1.d.

Akten des Budapester Königlichen Tafelgerichts. Prozessakten

1891-1915

 

VII.5.c.

Akten des Budapester Königlichen Strafgerichtshofes. Strafprozessakten

1896-1917

[* hervorgehobene „Prozesse der Arbeiterbewegung“ bis 1944

 

VII.5.e.

Akten des Budapester Strafgerichtshofes. Akten der vom Volksgericht übernommenen Prozessangelegenheit

1949-1950

1949-1950

(Vollständiger Bestand)

[* der digitale Bestand kann nur im Archivlesesaal eingesehen werden!]

VII.13.b.

Akten des Budapester Königlichen Bezirksstrafgerichts. Strafprozessakten

1892-1900

 

VII.18.d.

Akten der Budapester Königlichen Staatsanwaltschaft. Strafprozessakten

1907-1927

[*hervorgehobene „Prozesse der Arbeiterbewegung“ bis 1944]

 

XVI.2.

Akten des Budapester Revolutionären Gerichtshofes

1919

 

 

XXV.1.a

Akten des Budapester Volksgerichts. Strafprozessakten

1945-1949

 

XXV.1.b

Akten des Budapester Volksgerichts. Berufungsakten bei Attestierungsverfahren

1945-1949

 

XXV.2.b

Akten der Budapester Volksstaatsanwaltschaft. Strafakten.

1945-1949

 

XXV.4.a

Akten des Hauptstädtischen Gerichts. Strafprozessakten

1951-1963

 

XXV.4.f

Akten des Hauptstädtischen Gerichts. Akten der aus der geheimen Verwaltung ausgegliederten Prozesse

1950-1981

 

XXV.7.b

Akten des Jugendgerichts. Strafprozessakten

1950-1951

 

XXV.9

Akten des Verkehrsgerichts

1955-1956

 

XXV.44.b

Akten des Pester Zentralen Bezirksgerichts. Strafprozessakten

1958-1971

 

XXV.60.e

Akten der Hauptstädtischen Oberstaatsanwaltschaft. Geheime Verwaltungsstrafakten

1950-1980

 

 

Die ausgewählten Angelegenheiten können anhand der angegebenen Signaturen (z. B. HU BFL - VII.18.d - 05/0302 – 1924) bestellt und im Archivlesesaal eingesehen werden.

Infolge der massenhaften Digitalisierung der früher angefertigten Mikrofilme gehört Bildmaterial zu zahlreichen Datengruppen (und wird in Zukunft zu noch mehr Datengruppen gehören). Die Verbindung der von den Prozessakten angefertigten Bilder und der Daten kann allerdings – aufgrund der Schwierigkeit, Daten von zu schützenden Personen auszusondern – nicht automatisch erfolgen. So können vorläufig auch die digitalisierten Prozesse – im Falle der Bescheinigung einer entsprechenden Berechtigung – nur im Archivlesesaal ausgewertet werden. (Gegenwärtig sind auch die „Akten des Budapester Strafgerichtshofes. Akten der vom Volksgericht übernommenen Prozessangelegenheit“ (VII.5.e) nur auf diese Weise zugänglich.)