Den größten Teil des Aktenmaterials, das vom Hauptstädtischen Archiv Budapest (Budapest Főváros Levéltára, im Folgenden: BFL) aufbewahrt wird, bilden Akten, von Verwaltungsbehörden (der Stadt, der Gemeinden und der Kreise), die auf dem gegenwärtigen Gebiet der Hauptstadt existierten bzw. tätig waren. Das Stadtarchiv aufbewahrt heute 37.000 Laufmeter Archivgut. Auch das Archiv selbst steht historisch, auch wenn seine Organisation und sein institutioneller Charakter im Laufe der Zeit zahlreiche Veränderungen erfuhr, eindeutig in Verbindung zur einstigen Stadtverwaltung. Da 1950, bei der Verstaatlichung der Munizipalarchive, auch diese Institution – ähnlich wie die übrigen Munizipalarchive des Landes – auf eine territoriale Grundlage gestellt wurde, gelangten – neben dem Aktenmaterial der früheren hauptstädtischen Selbstverwaltungsorgane – auch Aktenreihen verschiedener staatlicher und sonstiger Organe im Zuständigkeitsbereich der Hauptstadt in die Verwahrung der Institution.
Über die Umstände der Aufbewahrung der städtischen Akten von Buda/Ofen und Pest im Mittelalter verfügen wir über keine Informationen und aus der Epoche vor 1686 verwahren wir nur einige Aktenstücke. Die offiziellen Dokumente des nach der Rückeroberung von Buda/Ofen (1686) wieder in Gang kommenden städtischen Lebens wurden anfänglich vom Bürgermeister oder vom Notar aufbewahrt und später in der städtischen Kanzlei untergebracht. Infolge von Maßnahmen der Herrscher wurden im Laufe des 18. Jahrhunderts Archivare ernannt und es wurde auch für eine sichere Aufbewahrung und Ordnung der Akten im Rathaus gesorgt. Nach der Stadtvereinigung des Jahres 1873 wurden – neben dem alten Pester Rathaus – auch die ungenutzten Keller des Budaer/Ofener Rathauses und später, im Jahre 1887, auch das Neue Rathaus zum Aufbewahrungsort der Archivalien. Zur Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert verlegte man das Zentralrathaus in die Károly-Kaserne. Dort erhielt das Archiv auch einen gepanzerten Raum, der langfristige Lagerbedarf wurde allerdings außer Acht gelassen. In der folgenden Zeit war die Überführung der umfangreichen Aktenensembles 1943/44, während des Zweiten Weltkriegs, in die Unterkirche der Basilika des Heiligen Stephan (Szent István) das wichtigste Ereignis. Die wertvollsten Dokumente kamen währenddessen in die Verwahrung der Ungarischen Nationalbank. Diese Akten gelangten nach einer abenteuerlichen Reise in Richtung Westen schließlich unversehrt nach Ungarn zurück. Die im Rathaus verbliebenen Akten wurden währenddessen bei der Belagerung von Budapest Ende 1944/Anfang 1945 größtenteils zerstört. Zum Opfer der Flammen wurden – unter anderem – die Duplikate der staatlichen Personenstandsregister, die Sammlung der Vereinsstatuten und die Sammlung der Stiftungsurkunden. Beträchtlichen Schaden erlitten auch die zahlreichen Aktenreihen des Bürgermeisterressorts aus den Jahren der Zwischenkriegszeit. Nach dem Krieg standen dem Archiv bis zum Anfang der 1960er Jahre nur die Arbeitszimmer im Zentralgebäude der Stadtverwaltung zur Verfügung. Infolgedessen wurde die Basilika, in der später auch Büros eingerichtet wurden, auch weiterhin zur Aktenlagerung in Anspruch genommen. Eine Renovierung des Rathauses und die Errichtung von externen Lagerhäusern in den 1960er Jahren führten dann zu einer gewissen Entspannung der Lage. Auch die wertvollsten Akten der Feudalzeit gelangten nun in die renovierten Lagerräume des Rathauses zurück. Zur endgültigen Lösung der Aufbewahrungsprobleme beschloss der hauptstädtische Rat 1972, bei der Vorbereitung auf das Zentenarium der Stadtvereinigung, ein neues Archivgebäude zu errichten. Zur provisorischen Unterbringung des am stärksten gefährdeten Materials aus der Basilika wurde das Gebäude der von Farkas Molnár geplanten, allerdings nur halb fertiggestellten Kirche Ungarische Heilige Erde (Magyar Szentföld) in der István-Heinrich-Straße im II. Bezirk, die wegen ihrer ovalen Kuppel als Baudenkmal eingestuft wurde, bestimmt. Nach der Zentenariums-Begeisterung wurde allerdings nicht mehr über einen Gebäudeneubau gesprochen und 1976 entschied man zugunsten der externen Lagerhäuser. Im Laufe der 1970er Jahre entstand neben den Lagerhallen auch eine Werkstatt für Mikrofilmaufnahmen, Restaurierung und Buchbindung.
Von 1989 bis 1991 erfolgte dann die zweitgrößte Aktenverlagerungsaktion in der ungarischen Archivgeschichte. Es kam zur Desinfizierung der in der Unterkirche der Basilika verrottenden Akten und der Großteil des Archivbestands gelangte, zusammen mit anderen Aktengruppen, in das umgebaute Gebäude der einstigen Autofabrik Misura in der Leonardo-da-Vinci-Gasse in der Josephsstadt. Dies bedeutete allerdings keine endgültige Lösung der Aufbewahrungsprobleme, sodass die Archivleitung erneut den Gedanken an die Schaffung eines einheitlichen zentralen Archivgebäudes aufwarf. Im Jahre 1998 fiel schließlich die Wahl auf die Teve-Straße im XIII. Bezirk. Die diesbezügliche neue Planausschreibung gewann die von János Koris geführte Budaer Architekturwerkstatt (Budai Építész Műhely). Die Verwirklichung des Projekts wurde dadurch möglich, dass die Hauptstädtische Selbstverwaltung die Lasten gänzlich auf sich nahm. Am 11. Oktober 2002 legte Oberbürgermeister Gábor Demszky den Grundstein und die neue Einrichtung öffnete 2004 ihre Tore. In dem über eine Grundnutzfläche von 23.440 Quadratmetern verfügenden neuen Gebäude werden Akten mit einem Umfang von mehr als 36.000 laufenden Aktenmeter aufbewahrt. Das Hauptstädtische Archiv Budapest ordnet diese Akten und stellt sie Forschern und Bestellern zur Verfügung. Das hohe Niveau der Bearbeitungs- und Erschließungsarbeit des Archivs wurde von der Fachwelt 2012 durch die Verleihung des Preises „Archiv des Jahres“ anerkannt. Die sich ausweitende Forscher- und Bestellerbetreuung des Archivs und ihre kontinuierliche Weiterentwicklung wurde auch von den tatsächlichen Benutzern, den Forschern, mit Anerkennung bedacht: 2012 wurde der von der Vereinigung Ungarischer Familienforscher (Magyar Családkutatók Egyesülete) gestiftete Preis „Forschungsplatz des Jahres“ dem Hauptstädtischen Archiv Budapest zugesprochen.